Verstärkte Vernetzung und ein optimierter Informationsaustausch sowie überregionales Projektmanagement tragen dazu bei, Menschenrechte noch besser zu verankern. Wie und mit wem wir zusammenarbeiten und partnerschaftlich gegen Zwangsheiraten vorgehen, lesen Sie auf dieser Seite.

Als nationales Kompetenzzentrum gegen Zwangsheiraten in der Schweiz liegt der Fachstelle besonders die Zusammenarbeit und der Austausch mit lokalen Partner*innen am Herzen. Denn diese sind lokal verankert und vernetzt und haben bereits lokale Erfahrungen in der Bekämpfung der Zwangsheiraten gemacht. Hierzu bauen wir schweizweit Partnerschaften auf. Partnerschaftliche Zusammenarbeit kann fallbezogen sein, aber (auch) in diversen Bereichen der Weiterbildung und Sensibilisierung erfolgen.

Die Überbrückung des «Röstigrabens» und die Kooperationen zwischen den Landesteilen ist ebenfalls ein zentrales Anliegen. Denn die Schweiz ist nicht nur vielkulturell, sondern auch vielsprachig. Die unterschiedlichen Ansätze und Erfahrungen in der Deutschschweiz, der Romandie und der italienischsprechenden Schweiz bereichern und tragen zur vielgestaltigen Arbeit in diesem Menschenrechtsbereich bei. Des Weiteren liegt der Fachstelle Zwangsheirat als nationales Kompetenzzentrum die Verzahnung zwischen den behördlichen und Massnahmen der Fachstelle am Herzen. Denn diese ist für eine adäquate Fallberatung und Begleitung von Betroffenen unumgänglich. Hier haben wir gemeinsam mit behördlichen Institutionen und Alexander Ott (Leiter Polizeiinspektorat (Co-Leitung) und Vorsteher Fremdenpolizei) in Bern das sogenannte «Modèle Berne» erarbeitet. Wie dieses Modell auf kantonaler Ebene funktioniert und weshalb wir dieses auf die Verzahnung von Behörden- und NGO-Massnahmen in der gesamten Schweiz ausweiten möchten, lesen Sie bei «Beratung» und bei «Heiratsverschleppung».

Erfahrungen im Bundesprogramm gegen Zwangsheiraten
Die Fachstelle Zwangsheirat war auf nationaler Ebene von Beginn an Partnerin im Bundesprogramm zur Bekämpfung von Zwangsheiraten in der Schweiz.

  • Von 2009 bis 2013 als eine von vier Partner*innen des Bundesamtes für Migration (BFM) im Bereich der nationalen Modellvorhaben
  • Seit Juli 2013 als Partnerin im neu lancierten Bundesprogramm zur Bekämpfung von Zwangsheiraten (Laufzeit bis 2017)
  • April 2015 bis 2017 als überregionales Kompetenzzentrum Zwangsheirat für die Deutschschweiz im Rahmen des Bundesprogramms
  • Seit 2018 als Kompetenzzentrum des Bundes für die gesamte Schweiz zuständig.
  • Bei den täglichen Tätigkeiten in Beratungen, Weiterbildungen, Sensibilisierungen und weiteren Aktivitäten, aber auch zur langfristigen Strategiebildung zur Verankerung der Menschenrechte vernetzt sich die Fachstelle Zwangsheirat mit diversen Akteur*innen.

Diese sind:

  • Berufsbranchen und Fachpersonen, etwa:
  • Lehrpersonen an Volks- und weiterführenden Schulen
  • Sozialarbeitende
  • Polizei
  • Opferhilfeberatungsstellen
  • Frauenhäuser
  • Zivilstandsbehörden
  • Staatsanwaltschaften und juristisch Tätige
  • Vormundschaftsbehörden
  • Migrationsämter
  • Integrationsfachstellen
  • Fachpersonen aus dem Bereich Gesundheit/Medizin
  • Lehrmeister*innen (Verantwortliche für Lernende)
  • Arbeitgebende
  • Hochschulen und Ausbildungsstätten
  • Menschenrechtsakteur*innen (z.B. Humanrights.ch)
  • Fundraising und finanzielle Unterstützung:
  • Öffentliche Hand mit Bund, Kantonen und Gemeinden
  • Private Hand mit Stiftungen, Kirchgemeinden, Unternehmen
  • Privatpersonen (Spender*innen)
  • Medienschaffende
  • Kooperationen im Bereich Gestaltung/Text

International vernetzt sich die Fachstelle Zwangsheirat mit verschiedenen Akteur*innen, sowohl auf individueller als auch auf institutioneller Ebene.

Als assoziierter Partner des EU-Projektes Daphne «Active Against Forced Marriage» war die Fachstelle Zwangsheirat von 2007 bis 2009 an der Ausarbeitung von europäischen Massnahmenempfehlungen gegen Zwangsheirat beteiligt. Die Fachstelle Zwangsheirat wurde 2010 mit dem Menschenrechtspreis des  International Human Rights Forum Lucerne  ausgezeichnet. Das spezifische und dynamische Beratungsmodell  der Fachstelle wurde auch etwa von der US-Menschenrechtsorganisation Tahirih Justice Center übernommen und weitere Organisationen in Kanada, die sich gegen Zwangsheiraten einsetzen, orientieren sich ebenfalls daran. Im deutschsprachigen Raum haben wir uns mit Terre des Femmes Deutschland und Orient Express Wien zwecks gemeinsamer Bearbeitung der Themen Minderjährigenheiraten und Heiratsverschleppungen zusammengetan. Solche Kontakte werden zurzeit auch in unseren Nachbarländern Frankreich und Italien geknüpft.

Aber auch in den Herkunftsländern von Betroffenen in der Schweiz sind wir gut vernetzt. Beispielsweise verfügen wir über ein breites Kontaktnetzwerk mit NGO’s, aber auch Behörden in der Türkei, in Pakistan, dem Kosovo und einer Reihe von weiteren Ländern. Diese Kollaborationen sind wichtig, damit Betroffene auch vor Ort unterstützt werden können. Der Austausch ist aber auch fruchtbar für die Erarbeitung und Ableitung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, die dann wieder in unsere Arbeit zurückfliessen können. Die Fachstelle Zwangsheirat betreibt und begleitet auch Forschungen. Zu diesem Zweck arbeiten wir mit angehenden und ausgewiesenen Wissenschaftler*innen, Forschenden und Fachpersonen in verschiedenen Ländern zusammen.

Für öffentliche Veranstaltungen und die politische Arbeit pflegen wir Kontakte zu Politiker*innen und Behörden. Die Fachstelle Zwangsheirat ist politisch unabhängig. Unsere Lobbying-Arbeit und Allianzen orientieren sich nicht an Parteiprogrammen, sondern dienen dem Zweck der Verankerung des Menschenrechts für die freie Partner*innenwahl für alle in der Schweiz ansässigen Personen.

Wenn Sie als Institution oder Einzelperson an einer Zusammenarbeit interessiert sind, können Sie uns Ihre Ideen und Vorhaben gerne über unser Kontaktformular zukommen lassen.